LEADER-Region: LEADER-Aktionsgruppe Jagstregion
Bundesland: Baden-Württemberg
LEADER-Region seit: 2015

Über die LEADER Jagstregion

Angesiedelt ist die LEADER Jagstregion im Nordosten Baden-Württembergs und setzt sich aus 18 Gemeinden im Ostalbkreis und 9 Gemeinden im Landkreis Schwäbisch Hall zusammen. Die Jagstregion wurde für die Förderperiode 2014-2020 erstmalig als LEADER Aktionsgebiet ausgewählt und ist demnach noch eine junge Region. Benannt wurde die Region nach der Jagst, einem Mittelgebirgsfluss der neben dem Kocher und der Enz, zu den größten Nebenflüssen des Neckars zählt. Dieser stellt ein prägendes und verbindendes Merkmal in der Region dar. Naturräumlich handelt es sich in der Region um einen weitgehend homogenen Raum, der sich durch zwei weitere Flüsse, die Sechta im Südosten und die Bühler im Westen sowie durch die Ellwangener Seenlandschaft auszeichnet.

Grundsätzlich werden die Gebiete der Jagstregion nach dem Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg als Ländlicher Raum eingestuft. Einzelne Teile werden zum Verdichtungsbereich zugeordnet. Die Jagstregion umfasst weitgehend strukturschwache Gebiete, die fortwährend von der LEADER-Förderung profitieren. Rund 116.358 Einwohner vereint die Region auf einer Fläche von 1.175,63 km2, wobei die Siedlungsdichte ca. bei 99 Einwohner/km2 liegt. Einen besonders großen Stellenwert nimmt das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern in der Regionalentwicklung der Jagstregion ein, weshalb die LEADER-Prozesse im Verein Bürgerschaftliche Regionalentwicklung Jagstregion e. V. umgesetzt werden. Das Entscheidungsgremium des Vereins tagt darüber, welche Projekte in der Region mit Fördergeldern unterstützt werden. Hierdurch wird den vor Ort lebenden Bürgerinnen und Bürgern ein Mitspracherecht in der Regionalentwicklung gewährt und gleichzeitig auf einen vielseitigen Erfahrungsschatz zurückgegriffen.

Für die aktuelle Förderperiode wurden im Regionalen Entwicklungskonzept vier Handlungsfelder für die Jagstregion priorisiert. Der Fokus der Regionalentwicklung liegt dabei vor allem auf den Bereichen Gemeinschaft und Leben, Bildung und Arbeit, Ländlicher Raum und Nachhaltige Entwicklung sowie Freizeit und Kultur.

Vorstellung ausgewählter Projekte

Bedingt durch die unterschiedlichen Förderprioritäten wurde in der LEADER Jagstregion bisher eine Fülle an sehr verschiedenen Projekten umgesetzt. Im Handlungsfeld Freizeit und Kultur stellt die barrierefreie und generationenübergreifende Neugestaltung der Badestellen am Stausee Rainau-Buch ein Vorzeigeprojekt dar. Hierbei wurden neue Zugänge zum Wasser errichtet, um Jung und Alt den Einstieg in den See zu erleichtern. Für Personen mit eingeschränkter Mobilität wurde eine barrierefreie Plattform zum Wasser gebaut, wobei der Badesteg mit speziellen Betonplatten ausgestattet wurde, sodass auch auf nasser Fahrbahn keine Rutschgefahr besteht. Am Ende des Stegs wurde ein Plateau installiert, auf dem ein Rollstuhl befestigt werden kann und von dem aus sich Rollstuhlfahrer ins Wasser gleiten lassen können. Eine neue Attraktion mit historischem Bezug ist das römische Ziehfloß auf dem Wasser. Größere Kinder und Jugendliche können sich dabei auf das Floß stellen und an einem Seil vom Ufer aus auf eine gegenüberliegende Schwimminsel entlangziehen. Dieses Bewegungsprinzip wurde bereits bei den Römern zur Überbrückung von kleinen Gewässern eingesetzt und kann nun auch am Bucher Stausee nachempfunden werden. Optisch wurde bei der Gestaltung des Floßes sowie der Schwimminsel das Thema Römer aufgenommen, um den Bezug zum Limes herzustellen und für die Jugend das römische Erbe in der Jagstregion erlebbar zu machen. Mit der Umgestaltung der Badestellen konnte eine Besucherlenkung erzielt werden. Die umliegenden Naturbereiche und schützenswerten Biotope am Stausee werden somit nachhaltig entlastet.

Gegenwärtig befinden sich einige weitere LEADER-Projekte in der Umsetzungsphase. So entsteht z. B. ein neuer Friseursalon im Zentrum der Gemeinde Crailsheim-Jagstheim. Durch den Bau wird einerseits eine Lücke im Ortskern geschlossen, andererseits wird langfristig die lokale Nah-Versorgung mit Friseurdienstleistungen gesichert. Eine Besonderheit des Projekts kennzeichnet die Ausrichtung und Zielgruppenorientierung des Salons. Denn dieser soll barrierefrei und familienfreundlich gestaltet werden. Ein rollstuhlgerechter, unterfahrbarer Frisierplatz sowie eine Spielecke für Kinder sind hierzu geplant. (Handlungsfeld Bildung und Arbeit).

Der Obst- und Gartenbauverein Ellenberg setzt im Rahmen eines LEADER-Projekts die Gestaltung eines Lehrgartens mit vereinseigenem Wirtschaftsgebäude um. Der öffentlich zugängliche Lehrgarten soll zu einem schönen Ausflugsziel in der Jagstregion werden und über Natur und Umwelt aufklären. Neben Erklärungen und Informationen zu den verschiedenen Baumsorten sollen dort in Zukunft auch Schnitt- und Veredelungskurse von ehrenamtlichen Vereinsfachwarten für die breite Öffentlichkeit angeboten werden. (Handlungsfeld Gemeinschaft und Leben)

Ein weiteres LEADER-Projekt stellt die Einrichtung eines Bienenzentrums in Bühlertal dar. Der gleichnamige Verein errichtete hierbei einen Gemeinschaftsraum, der allen interessierten Imkern in der Region eine den hygienischen Anforderungen entsprechende Gewinnung von Honig ermöglicht. Hierdurch soll Jungimkern der Einstieg in die Bienenhaltung erleichtert werden, da die oftmals hohen Investitions- und Betriebskosten für die Honigverarbeitung entfallen. Durch die Unterstützung von Neuimkern soll die Bienenhaltung in der Region erhöht und damit ein Beitrag zum nachhaltigen Umweltschutz geleistet werden, da mehr Bienen durch ihre Bestäubungsleistung u. a. zur Arterhaltung von Pflanzen beitragen. Darüber hinaus möchte das Bienenzentrum Bühlertal in Zusammenarbeit mit anderen Imkervereinen in der Jagstregion Schulungen für Imker anbieten, ebenso soll die breite Öffentlichkeit über die Bedeutung von Bienen aufgeklärt und informiert werden. Ein besonderer Schwerpunkt soll dabei auf Kindergärten und Schulen oder auch auf Obst- und Gartenbauvereine gelegt werden. Das Bienenzentrum Bühlertal möchte einen Beitrag zur Natur- und Umweltbildung der Gesellschaft leisten. (Handlungsfeld Ländlicher Raum und Nachhaltige Entwicklung)

Ein nicht investives Projekt im Bereich Freizeit und Kultur wurde durch die Initiative „Wir sind das Härtsfeld“ umgesetzt. Hierbei machte sich das Theater mit der Stadt Aalen in den Kommunen des Härtsfelds Neresheim, Nattheim und Dischingen gemeinsam mit den Schulen vor Ort, Vereinen sowie Bürgerinnen und Bürgern, auf die Suche nach der Identität des Härtsfelds. Dies bezeichnet einen Ausläufer der Schwäbischen Alb, der vor allem für seine reizvolle, herbe Naturlandschaft mit typischen Wacholderheiden und Trockentälern in der Region bekannt ist. Das Ziel des Projekts war, sich auf künstlerische Art und Weise mit der Identität des Härtsfelds auseinanderzusetzen aber auch Verbindungen über Verwaltungsgrenzen hinaus zu schaffen. Mit der Einbindung von Schulen sollte eine nachhaltige Bewusstseinsbildung für diesen einzigartigen Lebensraum generiert sowie Heimatverbundenheit hervorgeholt werden. Zur Vorbereitung des Projekts diente eine Recherchephase, wobei verschiedene Workshops zur Identifikation von Besonderheiten und Merkmalen des Härtsfelds durchgeführt wurden. Darauf aufbauend wurden drei Kunstaktionen in der Praxisphase des Projekts umgesetzt, wobei die breite Öffentlichkeit kostenlos an den Veranstaltungen teilnehmen konnte. „Wir sind das Härtsfeld“ ist ein besonders und einzigartiges Projekt in der Jagstregion, wobei ein professionelles Stadttheater im ländlichen Raum aktiv wurde, um gemeinsam mit lokalen Akteuren identitätsstiftende Kunst zu machen. In diesem Zug wurden darüber hinaus auch Zukunftsthemen des ländlichen Raums behandelt und ermittelt. Die künstlerische Auseinandersetzung mit Fragen nach der Vergangenheit und Zukunft der Orte boten eine experimentelle und interaktive Möglichkeit, sich mit regionaler Entwicklung und Lebensqualität in der Jagstregion auseinanderzusetzen. (Handlungsfeld Freizeit und Kultur)

Weitere Projekte können auf der Website der LEADER-Region eingesehen werden.